11. Februar 2021

Eine Leidenschaft für Synthesen

Neuberufung: Prof. Jan Mollitor ist seit Dezember 2020 Professor für Organische Chemie und Organische Spektroskopie an der HSZG. Im Interview beschreibt er, was ihn an seinem Fachgebiet reizt.

Er setzt auf Organische Chemie, ein respektvolles Miteinander und kennt die Region seines neuen Arbeitsortes bereits von früher. Prof. Dr. rer. nat. Jan Mollitor ist seit Dezember 2020 Professor für Organische Chemie und Organische Spektroskopie an der HSZG.

Nach dem Studium der Chemie in Leipzig war der 1979 in Hoyerswerda geborene Sachse zwischen 2010 und 2020 als Laborleiter bei der ABX GmbH in Radeberg tätig. Nun stellt er sich an der Hochschule Zittau/Görlitz neuen Aufgaben.

Die Öffentlichkeitsarbeit traf Prof. Jan Mollitor zum Interview.

Prof. Mollitor, Sie sind seit Dezember 2020 Professor für Organische Chemie und Organische Spektroskopie an der Hochschule Zittau/Görlitz. Wie haben Sie Ihre erste Zeit hier erlebt?

Leider habe ich bis jetzt noch nicht jeden in der Fakultät persönlich kennenlernen können. Für eine Hochschule ist es aktuell ungewöhnlich ruhig und menschenleer. Ich vermisse schon das typische Campusleben, welches ich noch aus meinem Studium in Leipzig kenne.

Persönliche Gespräche mit Kolleg*innen und vor allem mit Studierenden mussten im aktuellen Lockdown auf ein Minimum zurückgefahren werden. Konnten Sie dennoch erste persönliche Kontakte knüpfen?

Die Kollegen und Studenten, die ich bisher persönlich kennenlernen durfte, haben mich sehr herzlich und hilfsbereit aufgenommen. Aber das persönliche Zusammenkommen Vorort musste bisher leider ausbleiben. Eine Webkonferenz kann dies natürlich nur bedingt ersetzen.

Welche Eindrücke haben Sie bislang von Zittau und der Region sammeln können?

Die Region ist mir nicht ganz unbekannt. Schon als Kind war ich mit meinen Eltern hier im Urlaub oder allein in einem der damaligen Kinderferienlager. Eine landschaftlich schöne, naturbelassen Region, die vielleicht etwas unterschätzt wird und deshalb glücklicherweise nicht so touristisch überlaufen ist. Die Stadt und insbesondere das Zentrum haben mich positiv überrascht. Viele Häuser und Fassaden wurden saniert und erzeugen ein freundliches Stadtbild. Man merkt, dass die Stadt im Wandel ist. Die HSZG trägt sicherlich maßgeblich dazu bei.

Ihr Berufungsgebiet ist die Organische Chemie und Organische Spektroskopie. Können Sie kurz beschreiben, welche Schwerpunkte Sie bei Ihrer Lehre und Forschung setzen?

Ich möchte den Studierenden ein grundlegendes Verständnis für die Organische Chemie vermittelt und zeigen, in wie vielen Bereichen des täglichen Lebens die OC Anwendung findet. Dazu ist es wichtig, das Gelernte verstanden zu haben und praktisch im Labor anzuwenden. Das Tolle an der Naturwissenschaft ist ja, dass man basierend auf einigen wenigen Gesetzmäßigkeiten und Regel eine Vielzahl weiterer Phänomene, Beobachtungen herleiten und erklären kann. Weiterhin weiß ich nach über 10 Jahren Berufserfahrung, welche Kenntnisse und Fertigkeiten von einem Absolventen in der chemischen Industrie verlangt werden, sodass ich meine Lehre auch danach ausrichten kann.

In der Forschung beabsichtige ich das Potential meines Synthese- und Analytiklabors auch in Zusammenarbeit mit regionalen Industriepartnern zu nutzen. Beispielsweise sind wir in der Lage, maßgeschneiderte organische Strukturen herzustellen und detailliert strukturell aufzuklären.

Der Fokus liegt pandemiebedingt aktuell auf digitaler Lehre an der HSZG. Vor welche Herausforderungen hat Sie das bei der Konzeption Ihres Lehrplans gestellt?

Die Vorlesungen und Seminare werden sich zwar inhaltlich nicht ändern, trotzdem ist es natürlich schade, dass ich meine Lehrveranstaltungen nur virtuell anbieten kann. Den direkten Kontakt zwischen Menschen kann diese Art der Lehre leider nicht ersetzen. Noch schwieriger sieht es bei den Laborpraktika aus, auf denen bekannterweise im Studiengang Angewandte Naturwissenschaften ein Schwerpunkt liegt. Hier bleibt nur zu hoffen, dass ab dem SoSe die Labore wieder genutzt werden können.

Gibt es Bestandteile des Lehrplans, die in Präsenz stattfinden müssen (Versuche, Praktika, etc.) und wenn ja, wie werden sie aktuell umgesetzt?

Ja, die mündlichen Prüfungen möchte ich unter Beachtung des geltenden Hygienekonzeptes Vorort durchführen. Ich denke, das ist auch im Sinne der Studierenden, zumal hier hinzukommt, dass ich die Prüflinge weder aus früheren Semestern kenne noch jemals persönlich getroffen habe.

Vor Ihrer Berufung an die HSZG waren Sie zehn Jahre lang in Radeberg bei der ABX advanced biochemical compounds GmbH tätig, einem Anbieter von so genannten PET-Precursoren und FDG-Reagenzien-Kits. Können Sie Ihr dortiges Aufgabengebiet kurz skizzieren? Wie hat Sie diese Zeit auf Ihre heutige Lehraufgabe vorbereitet?

Bei der ABX GmbH habe ich als Laborleiter eines Syntheselabors der Abteilung Medizinische Chemie gearbeitet. Im Wesentlichen war ich für die Syntheseentwicklung neuartiger organischer Moleküle für die spätere Anwendung in der Nuklearmedizin zuständig. Dabei habe ich beispielsweise interdisziplinär mit Radiochemikern und Nuklearmedizinern zusammengearbeitet. Neben der Arbeit im Labor, bei der ich von 2-3 Laboranten unterstützt wurde, gehörten geschicktes Projektmanagment und regelmäßiger Austausch mit unseren Kunden zu meinen täglichen Aufgaben. Eine besondere Herausforderung war es, komplexe Synthesen nach GMP-Richtlinien zu etablieren wie es das Pharmaumfeld verlangt.
Während dieser Zeit hatte ich regelmäßig Schüler oder Studenten in meinem Labor und habe sie im Rahmen ihrer Praktika betreut. Diese Erfahrung im Umgang mit jungen Menschen kann ich jetzt an der HSZG einbringen.

Wenn Sie sich zurückerinnern, was war der ausschlaggebende Moment, der Ihre Leidenschaft für Organische Chemie geweckt hat?

Ehrlich gesagt, sprang der Funke nicht gleich über und die ersten Vorlesungen haben mich nicht sofort gepackt. Erst als ich die Theorie endlich auch im Labor umsetzen konnte und ich meine ersten eigenen Synthesen durchgeführt hatte, war die Leidenschaft geweckt. Ab dem Zeitpunkt stand für mich fest, dass ich mich zukünftig intensiv mit Organischer Chemie beschäftigen möchte.

Ihren Abschluss in Chemie haben Sie 2008 an der Universität Leipzig gemacht. Worum ging es in Ihrer Doktorarbeit und birgt das Thema für Sie heute noch Forschungsinteresse?

Die Forschung in der Organische Chemie teilt sich grob in zwei Bereiche: 1. Die Entwicklung neuer Synthese-methoden, man könnte auch „molekulare Werkzeuge“ sagen und 2. Die Anwendung dieser „Werkzeuge“ um damit Moleküle zu synthetisieren. Ich habe mich im Rahmen meiner Dissertation mit der Anwendung, genauer gesagt der Totalsynthese eines komplexen marinen Naturstoffes befasst. Dabei konnte ich eine Reihe von Synthesemethoden praktisch anwenden. Heute erscheinen für mich andere Themen interessanter, da sich der Naturstoff zum einen als Therapeutikum nicht durchgesetzt hat, zum anderen mittlerweile von mehreren Arbeitskreisen erfolgreich synthetisiert wurde. 

Ob Forschung und Lehre, persönliches Umfeld oder privates Interessengebiet, gibt es einen Menschen, der Sie in der Vergangenheit besonders geprägt hat mit Blick auf Ihr Berufungsgebiet oder als Privatperson?

Da denke ich an meinen Großvater, der seit Kindertagen mit seinem warmherzlichen Wesen eine wichtige Rolle für uns Kinder gespielt hat. Er hat mich motiviert zu lernen und mich dabei unterstützt. Er zeigte stets großes Interesse für meine wissenschaftliche Arbeit und gab wir wertvolle Ratschläge.

Neben Fachwissen und Methoden, was möchten Sie als Lehrender und Person Ihren Studierenden noch mit auf den Weg geben?

Neben den fachlichen Inhalten möchte ich den jungen Menschen auch einen respektvollen und toleranten Umgang miteinander aufzeigen. Für das spätere Leben ist es so wichtig, gemeinsam mit seinen Mitmenschen Dinge voranzubringen, dies bereitet viel mehr Freude, als allein als erster die Ziellinie zu überschreiten.

Wenn Sie nicht gerade im Labor oder im Hörsaal beschäftigt sind, wo kann man Sie unter normalen Umständen noch antreffen?

Aktuell ist meine Freizeit recht eingeschränkt, was nicht nur an der Corona-Pandemie liegt. Ansonsten würde ich auf dem Fahrrad sitzen oder mit der Familie in der Natur unterwegs sein.

Das Gespräch führte Cornelia Rothe M.A.

Foto: Prof. Dr. rer. nat. Jan Mollitor
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